10. January 2022 | Digital Fitness

Blended Learning: Lernphasen im integrierten Lernen

INTEGRIERTES LERNEN

Was ist Blended Learning oder Integriertes Lernen?
Welche Lernphasen werden unterschieden?

In diesem Artikel werden die unterschiedlichen Lernphasen in Konzepten für integriertes Lernen beschrieben. Dies soll als Grundlage für die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema anregen und einen ersten Einblick in die verschiedenen, möglichen Ansätze geben.

 

Was ist Blended Learning oder Integriertes Lernen?

Für Blended Learning gibt es viele Definitionen – und wahrscheinlich noch mehr Missverständnisse.

Blended Learning wird gerne mal mit e-learning oder auch Lernen auf Distanz verwechselt.
Der deutsche Begriff Integriertes Lernen führt und hier schon eher auf die richtige Spur:

Letztlich geht es beim Integrierten Lernen darum, verschiedene Methoden und Medien in ein Lernkonzept zu integrieren, um so den bestmöglichen Lernerfolg für alle zu erreichen.

Diese Idee ist sicher nicht neu – schon lange werden verschiedene Methoden und Medien in fast allen Lernräumen und Klassenzimmern eingesetzt. Eher neu ist jedoch die Vielfalt der Möglichkeiten, die uns neue Medien oder neue digitale Werkzeuge für das Lernen und die Zusammenarbeit bieten. Diese gehören genauso zum Integrierten Lernen dazu wie die schon lange bekannten Medien wie Tafeln, Pinnwände, Flipcharts, Bücher und Arbeitsblätter.

Das Integrierte Lernen versucht nichts anderes als all diese Möglichkeiten in der bestmöglichen Mischung zu nutzen. Das ist im Prinzip so wie bei einem Blended Whisky: Auf die Mischung kommt es an und die richtige Mischung sorgt dafür, dass es vielen schmeckt!

Es geht also darum, jedes Werkzeug, jede Methode und jedes Medium zu nutzen, welches den Lernerfolg fördert. Hierfür sollten die Werkzeuge oder Methoden immer an Hand der entsprechenden Lernziele und Zielgruppe (z. B. Schüler:innen, Auszubildende, Teilnehmer:innen) ausgewählt werden und sicher nicht, weil irgendwas gerade en vogue ist. Bevor wir aber anfangen können, uns mit einzelnen Methoden und Werkzeugen zu beschäftigen, müssen wir einen Blick auf die unterschiedlichen Phasen im Integrierten Lernen werfen. Diese bieten uns später einen ersten Strukturierungs- und Orientierungsrahmen bei der Planung von konkreten Lernstrecken.

Lernphasen Im Integrierten Lernen

Im Integrierten Lernen werden verschiedene Lernphasen und -formen genutzt. Die typischen Phasen werden im Folgenden kurz beschrieben und eingeordnet.

Synchrones Lernen

Synchrones Lernen heißt gleichzeitiges Lernen, d. h. alle arbeiten an den gleichen Lerninhalten zur gleichen Zeit. Der typische Schulunterricht ist also genauso eine Phase des synchronen Lernens wie das typische Seminar. Der Einfachheit halber könnte man hier auch von Lernen in Präsenz sprechen, wobei es hierbei keine Rolle spielt, ob es sich um Online-Präsenz oder Präsenz vor Ort handelt.
Das entscheidende Merkmal ist hier das Zeitfenster, in dem alle Teilnehmer:innen an den gleichen Inhalten bzw. Lernzielen arbeiten. Natürlich kann auch in einem solchen Zeitfenster mit unterschiedlichen Methoden gearbeitet werden. Synchrones Lernen bedeutet gleichzeitiges Lernen und nicht Frontalunterricht.
So weit – so gut. Das ist jetzt allerdings noch lange kein Integriertes Lernen – dies entsteht erst, wenn bewusst auch weitere Phasen (s. u.) eingesetzt werden.

Asynchrones Lernen

Asynchrones Lernen findet zeitversetzt statt, d. h. alle Lernenden arbeiten zu unterschiedlichen Zeiten an den Inhalten und Lernzielen. Die typische Hausaufgabe ist ein Beispiel für eine asynchrone Lernphase, da hier nicht definiert wird, wann sie gemacht werden muss, sondern lediglich wann sie fertig sein muss. Alle Lernenden können individuell entscheiden, wann sie die Inhalte und Aufgaben bearbeiten. Hier ist also wieder die Zeit das entscheidende Merkmal: Asynchrone Lernphasen finden zu unterschiedlichen Zeiten statt – lediglich das Zeitfenster bzw. Termine für die Erledigung werden definiert.

Jede*r Lernende kann selbst entscheiden, wann die Inhalte bearbeitet werden und dies z. B. auch optimal an den eigenen Bio-Rhythmus und Tagesablauf anpassen.

Bei einer asynchronen Lernphase handelt es sich also im Wesentlichen um eine Phase des individuellen Lernens. Hierbei spielen neue Medien als Unterstützung eine hervorgehobene Rolle. Schließlich kann das Lernen mit Hilfe von Podcasts, Videos, (aufgezeichneten) Webinaren, WBTs, Artikeln, Experimenten, Quizzes usw. gezielt unterstützt und strukturiert werden.

Da die Lernphase individuell und unabhängig durchgeführt werden soll, muss hier besonders auf Klarheit und Eindeutigkeit in der Aufgabenstellung geachtet werden. Letztlich kann nur kaum einfach mal zwischendurch nachgefragt werden und auch nicht jede*r Lernende kann sich die notwendige Struktur selber schaffen.
Neben der Unterstützung durch vielfältige neue Medien sind für den Erfolg von asynchronen Lernphasen also eine klare Struktur und eine eindeutige Aufgabenstellung entscheidend.

Nur ein paar Links zur Verfügung zu stellen, verbunden mit der Bitte „sich damit mal schlau zu machen“ wird eine asynchrone Lernphase kaum zum gewünschten Lernerfolg oder zum Erreichen der geplanten Lernziele führen.

Mit der synchronen und asynchronen Lernphase haben wir die wichtigsten Phasen im Integrierten Lernen bereits kennengelernt. Dennoch ist das noch nicht alles und diese einfache Unterteilung reicht nicht ganz aus, um vielfältige integrierte Lernangebote zu gestalten. Hierfür sind auch Mischformen hilfreich:

Teilsynchrones Lernen

Eine teilsynchrone Lernphase findet teilweise zeitversetzt und teilweise gleichzeitig statt. Gruppen- und Partnerarbeiten sind hierfür typische Beispiele: Die Aufgabe ist so gestaltet, dass die einzelnen Gruppen zu selbst gewählten Zeiten gemeinsam arbeiten müssen, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Die Ergebnisse werden im Normalfall dann in der folgenden synchronen Phase weiter bearbeitet oder präsentiert. Für teilsynchrone Phasen bieten sich auch Inhalts-Puzzles an, bei denen jede Gruppe einen bestimmten Aspekt des Lerninhalts bearbeitet und dieser später gemeinsam zusammengesetzt wird. Manche verwenden statt Puzzle hierfür auch den Begriff der arbeitsteiligen oder themenungleichen Gruppenarbeit.

Die Mischung macht’s

Wie oben schon festgestellt: Aus der richtigen Mischung entsteht ein guter Whisky. Lernphasen werden immer dann gut funktionieren, wenn sie gut aufeinander abgestimmt, aber nicht immer gleich sind. Dafür zu sorgen, ist bereits von Beginn an – eben bei der Planung – eine Aufgabe und sollte immer mitbedacht werden. Bei der Mischung insgesamt kommt es nicht nur auf die sinnvolle Mischung unterschiedlicher Lernphasen an, sondern auch auf den Einsatz unterschiedlicher Methoden und Medien.
Menschen lernen unterschiedlich am besten und die neuen Medien bieten uns hervorragende Möglichkeiten, diese Unterschiedlichkeit zu berücksichtigen. Mit einer vielfältigen Auswahl von Formaten, Inhalten und Methoden können wir gezielt unterschiedliche Lerntypen abholen, z. B. je ein Video, einen Artikel, einen Podcast und ein Experiment (für die Macher) zum Thema anbieten. Das funktioniert allerdings nur, wenn die Inhalte auch qualitativ geeignet sind und dadurch nicht die Struktur verloren geht (s. o.).

Für Abwechslung sorgen

Nicht nur die eingesetzten Medien (analoge Inhalte nicht vergessen!) sorgen für Abwechslung, sondern auch die damit verbundenen Aufgabenstellungen sorgen für Vielfalt. Hier lohnt es sich eigentlich immer nochmal kurz zu überlegen „kann ich das auch anders machen“ und im Anschluss an der ein oder anderen Stellschraube bezüglich der Aufgabenstellung zu drehen.

Methoden anpassen

Es gibt viele Methoden, die für das Integrierte Lernen zur Verfügung stehen. Viele Methodenbeschreibungen wirken jedoch manchmal etwas absolut oder beschreiben den Einsatz der jeweiligen Methode in einem bestimmten Kontext.
Meistens können Methoden also kaum in Reinform auf die aktuelle Aufgabenstellung gestülpt werden, sondern müssen etwas angepasst und verändert werden. Das ist oft aber mit relativ wenig Aufwand auch gut möglich.

Tools

Es gibt heute so viele hervorragende Tools und Anwendungen. Da ist die Verlockung manchmal groß, es hiermit etwas zu übertreiben und zu häufig Tools zu wechseln oder neue einzusetzen.
Lieber wenige Tools konsequent nutzen, anstatt häufig die Tools zu wechseln. Eine technische Überfrachtung hilft niemandem. Am Besten die Tools verwenden, die bereits bekannt oder sowieso im Einsatz sind.
Beim Einsatz von neuen Tools sollte immer eine gewisse Lern- und Gewöhnungsphase mit eingeplant werden – es wird nicht direkt wie von alleine laufen.
Die besten Tools machen übrigens auch Spaß – Gamification – also spielerische und vielleicht auch wettbewerbsorientierte – Ansätze erleichtern das Lernen.

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